Dauerausstellung
Das Kobarider Museum führt den Gast bereits in der Eingangshalle in die symbolische Aufstellung der Thematik der ständigen Ausstellung ein. Die beiden Landkarten stellen die europäischen Kriegsschauplätze im Ersten Weltkrieg und die Neugestaltung der politischen Grenzen nach dem Ende des Krieges dar. Des weiteren sieht man Fahnen, Porträts von Soldaten verschiedener Nationalitäten und Grabsteine von Soldatenfriedhöfen aus dem oberen Sočagebiet.
In der ersten Etage sind drei Räume der turbulenten Geschichte Kobarids gewidmet. Die kleine Ortschaft, die sich am Treffpunkt des Soča- und Nadiža-Tals befindet und Friaul-Julisch Venetien und Kärnten verbindet, war genau wegen seiner Lage Schauplatz zahlreicher Kämpfe und Kriege. Im 20. Jahrhundert wurde die Fahne auf dem Marktplatz in Kobarid ganze zehn Mal ausgewechselt. Die Besucher werden in diesen Räumen viele Informationen finden, die vor dem Besuch des historischen Lehrpfades und dem Fundort der spätantiken archälogischen Ausgrabungsstätte Tonocov grad sehr hilfreich sein werden.
Der Großteil der Ausstellung ist aber der Isonzofront gewidmet, die in thematischen Räumen dargestellt ist. Diese Art der Aufstellung stellt uns die ganze Reichweite des Krieges dar. Der Krn-Raum ist dem Anfang der Kämpfe am Fluss Soča, nach dem Kriegseintritt Italiens am 24. Mai 1915 gewidmet. Der Weiße Raum stellt das Leiden der Soldaten in den Wintermonaten vor. Keiner von ihnen konnte sich vor der Abfahrt an die Front vorstellen, was sie dort erwarten wird. Die österreichisch-ungarischen Soldaten hatten bereits davor zehn Monate an den Weiten der russischen Front und auf dem Balkan gekämpft, währenddessen der größte Teil der italienischen Soldaten noch nie an der Front gewesen war. Der Hinterland Raum erzählt davon wie das Hinterland der Isonzofront zu einem wahren „Ameisenhaufen“ von hunderttausenden Soldaten und Arbeitern vom Berg Rombon bis zur Bucht von Triest wurde. Der schwarze Raum schließt die Erzählungen der 29 Monate Kampf an der Isonzofront ab. Es ist ein Raum der Ermahnung – er erzählt über die Sinnlosigkeit des Krieges, dem Leiden der Soldaten und der mehr als dreihunderttausend Gefallenen, Verletzten und heute noch Vermissten.
In der zweiten Etage werden die Ereignisse des letzten Akts an der Isonzofront, der 12. Isonzooffensive, dargestellt. Die Schlacht bei Karfreit (heutiges Kobarid) war eine Offensive der deutschen und österreichisch-ungarischen Einheiten. Das Ausmaß dieser Schlacht wird den Gästen auf einem 27 m2 großen Relief des oberen Sočagebietes (1: 5000) durch eine animierte Projektion, dargestellt.
Noch persönlicher wird uns die Geschichte durch eine Tonaufnahme eines Soldaten in der »italienischen Kaverne« vorgeführt, der einen Brief an seinen Vater schreibt. Die Erzählung und der musikalische Hintergrund, welcher das volkstümliche friaulische Lied »Stellutis alpinis« darstellt, berührt die Gefühle der Besucher und regt sie an, über die persönliche Not und das Leid, das die Soldaten auf beiden Seiten der Frontlinie erleben mussten, nachzudenken.
Eine ausführlichere Darstellung der Ereignisse an der Front wird durch einen Dokumentarfilm übermittelt, der den Gästen in elf Sprachen zur Verfügung steht.
2. August 1915
»Heute führe ich die Eintragungen in mein Tagebuch fort. In den vier Tagen, die ich auf der Batognica verbracht habe, war dies nicht möglich. In diesen Tagen habe ich die schrecklichsten Erlebnisse dieses unglaublich grausamen Krieges erlebt. Es hörte nicht einen Moment auf zu regnen. Es war so kalt, dass vom gesamten Bataillon ganze fünfzig Mann mit Erfrierungen an den Beinen das Hochgebirge verlassen mussten. Am 29. war ich ganze 24 Stunden im Schützengraben und verbrachte die Zeit kniend zwischen Leichen, den unseren und denen der Feinde. Der Gestank war kaum auszuhalten, und hinzu kam auch noch, dass wir die heftigen Angriff unserer Feinde haben abwehren mussten, was uns aber gelang. Viele unserer Gefallenen hatten Kopfschüsse, weil sie ihren Kopf aus dem Schützengraben empor gehoben hatten, um zu schießen.
Die Verpflegung ist spärlich und beinhaltet vor allem Brot, geschmackloses und kaltes gekochtes Fleisch und manchmal eine Konserve. Das Wasser, das wir erhalten ist zu wenig und stinkt. Ich habe seit zwei Tagen weder gegessen noch getrunken. Der Gestank der Leichen, die Kälte, das ungenießbare Wasser, der Schlafmangel aufgrund der ewigen Angriffe, all dies brachte mich in einen erbarmungsvollen Zustand…“
(Virgilio Bonamore – aus einem nicht veröffentlichten Tagebuch eines Bersaglieri; Archiv des Kobarider Museums)