Der große Krieg im Krn-Massiv
22.10.2005 - 08.11.2005Die Ausstellung "Der Große Krieg im Krn-Massiv" erzählt von den historischen Geschehnissen während des Ersten Weltkriegs im nördlichen, gebirgigen Abschnitt der Isonzofront. Sie zeigt die Berge über dem Isonzotal, auf denen die Angehörigen zahlreicher Völker der österreichisch-ungarischen Monarchie und die italienischen Soldaten harte Prüfungen bestehen mussten.
Die Erinnerung an diesen Kriegsschauplatz ist bis heute in Italien am lebendigsten, wurde sie doch durch zwei große Ereignisse geprägt: durch die Einnahme des Krn bei Kriegsbeginn und 29 Monate später durch die Niederlage bei Karfreit, „Caporetto“. Wachsendes Interesse bei den anderen, an dem Krieg beteiligten Völkern ist erst in den vergangenen Jahrzehnten zu beobachten, wozu auch das Museum Kobarid viel beigetragen hat. Dieses sieht seinen Auftrag in der Darstellung des Krieges in den Bergen, der den Soldaten gegenüber besonders unerbittlich war. Auf den schwer zugänglichen felsigen Abhängen und Gipfeln gesellten sich zur zerstörerischen Kraft der gegnerischen Waffen noch die Naturgewalten – Stürme, Blitzschläge, Frost, Lawinen …
Giuseppe Cordano, Angehöriger der Brigade Milano, schilderte die Verhältnisse auf dem berüchtigten Mrzli vrh folgendermaßen:
"Die Aussicht von hier ist herrlich, doch der Blick auf das Kampfgebiet ist apokalyptisch: formloses Gestein, zertrümmert, durcheinander liegend, Meter um Meter zerwühlt von Granaten, auch großen Kalibers. Die Vegetation wurde eingeäschert, übrig geblieben sind nur wenige Strünke. Zwischen den beiden Gräben ist die Verwüstung vollkommen. Überall herum liegen Leichen, Brotbeutel, Gewehre, Kleidungsreste und Köperteile. Unsere vorderen Stellungen sind von den gegnerischen stellenwiese nur etwa 15 Meter voneinander entfernt. Es trennen uns Steinhaufen und kleine Vertiefungen, manchmal auch eine senkrechte."
(Giussepe Cordano, Diario di un fante, Quaderni della Società Storica per la Guerra Bianca 2, Milano 1997, St. 47.)
Heute entdecken die Besucher des Sočagebiets und des Karstes die vergessene Front und das ehemalige Kampfgebiet an einem der schönsten Flüsse Europas. bei der Darstellung der Verwüstungen, des Leids und der Opfer und gleichzeitig der verblüffenden Schönheit von Fluss, Berglandschaft und Natur stellen sich zahlreiche Fragen, die anregen, über Krieg, Frieden, Menschenschicksale nachzudenken.
Unvergessliche Eindrücke nehmen jene Besucher mit, die aus dem Tal 2000 Meter höher auf den Krn und sie Stufen hinaufsteigen, die von den italienischen Alpini auf die benachbarte Batognica in den Fels geschlagen wurden. Der Ausblick von diesen Gipfeln ist einer der schönsten in den Julischen Alpen. Die Lage an deren Südrand ist so exponiert, dass del Blick im Norden die meisten Julier mit dem höchsten Gipfel des Triglav und sogar die Berge in Österreich, im Osten die Gipfel an der slowenisch-kroatischen Grenze, im Süden die Adria, die Küste Istriens, den Golf von Triest, die Mündung der Soča ins Meer sowie die Lagunen von Venedig und schließlich im Westen über der Friauler Ebene die Gipfel der Dolomiten umfassen kann.
Dieser Blick auf einen Teil Europas, wo sich der slawische, der romanische und der germanische Kulturkreis begegnen, vermittelt heute ein Bild, das der slowenische Dichter France Prešeren vor mehr als 150 Jahren besang und das in der slowenischen Nationalhymne die Friedensbotschaft trägt:
… Es leben alle Völker, die sehnend warten auf den Tag,
dass unter dieser Sonne die Welt dem alten Streit entsag!
Frei sei dann jedermann,
nicht Feind, nur Nachbar mehr fortan! …
Da rojak prost bo vsak,
Ne vrag, le sosed bo mejak. …