So einen Krieg haben wir uns nicht vorgestellt
25.10.2014 - 05.10.2015Das Museum Kobarid und das Museum für neuere Geschichte Sloweniens verbindet schon viele Jahre eine vorbildliche Zusammenarbeit, deshalb eröffnen die beiden Institutionen das Begehen 100-jähriger Jubiläen anlässlich epochaler historischer Ereignisse mit zwei thematischen Ausstellungen unter dem gemeinsamen Titel: »So einen Krieg haben wir uns nicht vorgestellt«. Die Worte von Ivan Matičič, eines Teilnehmers am Ersten Weltkrieg, bilden den roten Faden, der den Erfahrungen unzähliger Kriegsteilnehmer gemeinsam ist. Das Geschehen übertraf die Grenzen ihrer Vorstellungen vom Krieg, und die Sprache besaß nicht die Worte, mit denen sie es hätten beschreiben können. Es kann nicht einmal mit ein paar herausgelösten Steinen aus dem aus Millionen Zeugnissen von Angehörigen verschiedener Völker zusammengesetzten Mosaik dargestellt werden.
Auf der Ausstellung werden vor allem ihre Geschichten aus der Zeit vor dem endgültigen Ausgang des Krieges präsentiert, der sie in Verlierer und Sieger teilte. Im späteren Zeitraum waren ihre Worte für Zwecke der Tagespolitik willkommen, aber manchmal auch unerwünscht. Gerade Letzteres, ein Gespräch zweier französischer Soldaten im Frühling des Jahres 1917, wählte der italienische Autor Mario Silvestri als Einleitung seines Buchs Isonzo 1917:
»Jeden Patrioten fordere ich auf, sich zu stellen,
um als gewöhnlicher Soldat nur tausend Nächte in der ersten Frontlinie zu überleben,
ohne dabei seine Heimat zu hassen.«
Ähnlich wurde vom Grauen und dem schrecklichen Preis der Kämpfe ein anfangs entschiedener Befürworter des Krieges, der berühmte Schriftsteller Rudyard Kipling, erschüttert, nachdem er seinen Sohn verloren hatte:
»Wenn jemand fragt, warum wir starben,
sagt ihnen, weil unsere Väter logen.«
Mehr als vom Geschehen auf dem Schlachtfeld wurden viele für das ganze Leben von Demütigung, Leid, Hunger und anderen Gräueln in den Gefangenenlagern geprägt. Dem Gegner auf Gnade und Ungnade ausgeliefert, hofften sie auf das Kriegsende und, noch absurder, sie waren Kriegsgefangene in den kommenden Jahren, als der Frieden gesiegt hatte. Mit der Überzeugung, dass Kobarid heute ein Ort der Begegnung und des Dialogs der europäischen Völker ist, wurden diese Mosaiksteine auf der Ausstellung nicht präsentiert. Ihr dunkler Tenor soll vom hellen Strahl der Geschichte des Sepp Pailer beleuchtet werden, die an dem Tag aufgeschrieben worden ist, als auf »seinem« ganzen Frontabschnitt kein einziger Schuss fiel und der Gegner verschont blieb.
Mit Ausnahme dieser Einführung wurden alle Geschichten auf der Ausstellung den Menschen überlassen, die den Krieg erlebt haben. Behalten wir sie in Erinnerung!